VORGEBURTLICHE BEZIEHUNGSFÖRDERUNG
BINDUNGSANALYSE NACH RAFFAI und HIDAS
Die Bindungsanalyse lädt schwangere Frauen ein, zu ihrem noch nicht geborenen Kind eine tiefe Beziehung aufzunehmen. Das ungeborene Kind erlebt sich durch die Bindungsanalyse von Anfang an in seiner Persönlichkeit wahrgenommen und geachtet. Es entsteht ein sicherer psychischer Raum für das Baby. In diesem kann das Kind ein klares Gefühl für sein körperliches und psychisches Selbst entwickeln.
Die Schwangerschaft wird bewusster erlebt, die werdende Mutter in ihren Kompetenzen gestärkt. Die Mütter vertrauen sich selbst mehr. Sie bestimmen und gestalten selbstbewusster den Übergang vom Tochter- zum Muttersein. Ähnliches wird auch bei den Männern auf ihrem Weg vom Sohn zum Vater ihres Kindes beobachtet.
Bisherige Erfahrungen zeigen die positiven Auswirkungen auf Baby und Mutter:
- leichterer Geburtsverlauf für Mutter und Kind (signifikant niedrigere Kaiserschnitt- und Frühgeburtsrate, sehr seltenes Auftreten von Babyblues oder postpartalen Depressionen)
- nach der Geburt finden die Babys einen guten Zugang zu ihren bereits entwickelten Fähigkeiten, sind ausgeglichen und nehmen mit ihrer Umwelt Kontakt auf
- die Verständigung mit dem Baby nach der Geburt ist klar und gelingt intuitiv
- die Babys sind im Allgemeinenruhiger und entspannter; es gibt seltener „Schreibabys“
- Mutter und Kind sind bereits ein eingespieltes Team, sodass das Stillen von Anfang an leichter fällt und eine größere Anzahl an Müttern stillt ihre Kinder auch noch nach sechs Monaten nach der Geburt
Zielgruppe:
Die Bindungsanalyse eignet sich für jede schwangere Frau, die Interesse und Freude daran hat, mit ihrem Kind in intensivem Kontakt zu sein. Auf Wunsch kann auch der Vater des Kindes miteinbezogen werden.
Besonders empfiehlt sich die Methode dann, wenn sich die werdende Mutter durch die jetzige oder eine frühere Schwangerschaft belastet fühlt, z.B. - bei Konflikten in der Partnerschaft
- bei Konflikten in der Herkunftsfamilie
- bei Ängsten bezüglich der aktuellen Schwangerschaft oder der Geburt
- bei früheren Schwangerschaftsabbrüchen, Fehlgeburten, Frühgeburten, traumatischen Geburtserlebnissen
Die Bindungsanalyse schafft einen geschützen Raum, um schwierige Erfahrungen zu verarbeiten und zu integrieren.
Rahmen und Inhalte:
Idealerweise beginnt die Bindungsanalyse noch vor der 20. Schwangerschaftswoche.
Die ersten beiden Treffen dienen der Erfassung der wichtigsten lebensgeschichtlichen Daten der schwangeren Frau und ihres sozialen Umfeldes, sowie der derzeitigen Lebenssituation.
Dann beginnen die wöchentlichen Babystunden. Zu Beginn jeder Babystunde werden aktuelle Ereignisse und Befindlichkeiten besprochen.
Im Mittelpunkt der Babystunden steht die Begegnung mit dem ungeborenen Kind. Im Zustand der Entspannung und Bündelung der Aufmerksamkeit wird die Schwangere angeleitet, sich mit ihrem Baby auf einen inneren Austausch einzulassen.
Dies geschieht über Gefühle, innere Bilder und Dialoge. Mutter und Kind lernen einander kennen, die schwangere Frau entwickelt ein klares Bild von ihrem Baby. Das Baby fühlt sich von seiner Mutter wahrgenommen und als eigenständige Persönlichkeit gesehen. Austausch von Mutter und Kind auf einer bildhaften Ebene oder Begegnung in Form von inneren Dialogen oder Kommunikation aufgrund der Wahrnehmung von Körperempfindungen.
Bei Irritationen ist Raum und Zeit, diesen nachzuspüren und sie zu bearbeiten.
Die Abschlussphase beginnt in der 37. Schwangerschaftswoche und endet etwa 10 Tage vor dem errechneten Geburtstermin. Nun beginnt die Mutter sich von der Zeit der Schwangerschaft zu verabschieden. Das Baby wird auf den Übergang in die Außenwelt eingestimmt. Ängste und Hemmnisse der Schwangeren können rechtzeitig erkannt und besprochen werden. Mutter und Kind bereiten sich zuversichtlich auf den körperlichen Geburtsvorgang vor, damit die Geburt zu einer bereichernden Erfahrung werden kann.
Literatur:
Gyorgy Hidas und Jenö Raffai: Nabelschnur der Seele (Psychosozialverlag Gießen)
Helga Blazy (Hrsg.): Wie wenn man eine innere Stimme hört (Mattes Verlag Heidelberg)
Helga Blazy (Hrsg.): Gespräche im Innenraum (Mattes Verlag Heidelberg)